VMÖ/Landesgruppe Salzburg
Seit 1975 gibt es den Verein VMÖ Landesgruppe Salzburg, der als Landesgruppe dem Bundesverein der Vereinigten Mineraliensammler Österreichs untersteht. Die Landesgruppe Salzburg teilt sich wiederum in 6 Ortsgruppen (Oberpinzgau, Rauris, Gasteinertal, Saalachtal, St.Johann und Lungau).
Steinsuchen – eine historische gewachsene Tätigkeit
Das Steinsuchen ist eine historische gewachsene Tätigkeit im Gebirge. Man kann dies durch Bergkristallfunde, z.B. am Felbertauern, Mittersill (man datiert diese Funde zwischen 9600 und 5500 v.Ch.), nachweisen. Später lässt sich das Steinsuchen über die Jahrtausende bis in die heutige Zeit lückenlos belegen. Man kann deshalb das Steinsuchen als eine Tätigkeit ansehen, der im Land ein hoher kultureller Stellenwert mit langer Tradition zukommt. Die gefundenen Mineralien sind zu den Kulturschätzen des Landes zu zählen, denn sie sind unverwechselbar und repräsentieren das Land in gewisser Weise.
Das Steinsuchen war über einen langen Zeitraum eine geachtete Tätigkeit, denn als Steinsucher muss man über spezielle Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen:
- Man muss körperlich topfit sein, um die langen Wege mit schwerem Gepäck zurücklegen zu können und steile Klettereien zu verrichten.
- Man braucht mentale Stärke, denn den Gefahren eines Schlechtwettereinbruchs oder vielen anderen gefährlichen Momenten, die die Natur des Hochgebirges mit sich bringt, sind zu trotzen.
- Man braucht Geduld und Ausdauer und dazu eine große Beobachtungs- und Kombinationsgabe für das Auffinden von gut versteckten Klüften.
Der Überlebenskampf der Bewohner in der kargen Tauernregion war immer sehr hart, und so war es neben der Sammelleidenschaft oft notwendig, wenn einer aus dem Erlös von veräußerten Mineralien etwas zum Überleben der Seinen beitrug. Gefundene Kristalle veräußerte der Steinsucher aber in der Regel nur, wenn ihn die Not dazu zwang. Der Finder war – und so ist es auch heute noch – stolz auf seine kristallinen Fundstücke; seine Familie betrachtet sie als ehrenwerten Familienbesitz.
1984 – Das Nationalparkgesetz verändert das althergebrachte Steinsuchen
Durch das Nationalparkgesetz im Jahr 1984 wurde erstmals das Sammeln von Mineralien in der Tauernregion in Frage gestellt. Die Politik ging daran, die Hohen Tauern unter strengen Schutz zu stellen und man übersah dabei, dass es alte, gewachsene Traditionen wie eben das Steinsuchen gab. Vergessen war damals die Tatsache, dass es nur deshalb möglich war, einen Nationalpark hier einzurichten, weil es die Bewohner dieser Gebirgsregion über Jahrhunderte hindurch verstanden hatten, im Einklang mit der Natur zu leben. Es war ja seit ewigen Zeiten so: Wie man seit jeher zum Jagen ging, zum Beeren- und Pilzesammeln, hat man eben auch nach Kristallen gesucht. Diese Sammlertätigkeit hätte sich mit Sicherheit nicht so lange gehalten, wenn sie nicht ihren Sinn hätte.
Die Euphorie über die neue Idee, einen Nationalpark einzurichten, erzeugte eine gewisse Blindheit für Altbewährtes. In der Kernzone des Nationalparks war nun das Mineraliensammeln auf wissenschaftliche Zwecke beschränkt, was einem Sammelverbot gleichkam. Es dauerte auch nicht lange, und es wurde im Rauriser Tal ein Mineralienfund behördlich beschlagnahmt! Es stand bei uns bald außer Zweifel: Wenn wir das Mineraliensammeln in unseren heimatlichen Bergen retten wollen, gilt es, den wahren Wert des altbewährten “Steinsuchens” der Bevölkerung und vor allem den Verantwortlichen für Nationalpark und Naturschutz, wieder voll bewusst zu machen.
Es war mühsam und gleichzeitig ein Verdienst der früheren Obmänner, nach einem Kompromiss zu suchen, der das Steinsuchen im neu geschaffenen Nationalpark neben den strengen Schutzbestimmungen möglich machen könnte. Schließlich einigte man sich so, dass man ein wissenschaftliches Projekt zur Erforschung des Mineralbestandes ins Leben rief und die im Land Salzburg ansässigen Steinsucher, die gleichzeitig in der Landesgruppe Salzburg als Mitglied gemeldet sind, als wissenschaftliche Mitarbeiter anerkannte. Denn ohne Steinsucher ist die flächendeckende, wissenschaftliche Erforschung des Mineralbestandes eigentlich nicht möglich. Außerdem wurden die Steinsucher aufgefordert, bedeutende Funde der Leitung des wissenschaftlichen Projektes zu melden und alle anderen Funde zu dokumentieren.
Die Mineralien-INFO, unsere jährliche Paradeveranstaltung, wurde zum Hauptinstrument für das Bemühen, einerseits die Auflagen der Projektarbeit zu erfüllen und andererseits der Wissenschaft und der Öffentlichkeit zu zeigen, was im Land Salzburg an Mineralien gefunden wird. Bei dieser jährlichen Informationsschau stellen wir nicht nur die mineralogischen Neufunde des Vorjahres aus dem Land Salzburg aus, gleichzeitig ist die Veranstaltung auch Sprachrohr für unsere Anliegen geworden.
Um auch die Weiterbildung zu ermöglichen, wurden die Bramberger Kristalltage ins Leben gerufen. Hier werden an zwei Tagen Vorträge zu mineralogischen Themen angeboten. Alle Veranstaltungen finden nach Ostern im Saal des Gasthofes Senningerbräu in Bramberg statt.
Was macht den Wert des Steinsuchens und des Mineraliensammeln aus?
Einige unserer Argumente:
- Weder Mensch, Tier, noch Pflanzen können ohne Minerale leben. Mineralogische Forschung ist daher wichtig. Viele der neuen Technologien basieren auf den Forschungen der Mineralogie.
- Es steht auch außer Zweifel: Kristallisierte Mineralien sind zu den schützenswerten Natur- und Kulturgütern eines Landes zu zählen.
- Das Land Salzburg und seine Hauptstadt haben von einem Mineral – dem Salz – ihren Namen. Es gab viele historische Bergbaue im Land Salzburg. Davon zeugen heute noch viele Details unserer Volkskultur. Die “Steine” haben somit unser Bundesland, seine Menschen und ihre Kultur wesentlich mitgeprägt.
- Weder die Träger der einschlägigen Wissenschaft, noch die Träger der Museen könnten ein flächendeckendes Mineraliensammeln finanzieren.
- Ohne Mineraliensammler gäbe es daher keine einzige Schausammlung in einem öffentlichen Museum, und auch die Wissenschaft wäre um manche Erkenntnis ärmer, würden ihr die Mineraliensammler als unterstützende Partner fehlen.
- Es kommen jährlich viele Feriengäste nur oder auch wegen der „Steine“ in unsere Region und bestaunen die herrlichen Kristalle in den Museen und privaten Sammlungen.
- Die Natur selbst zerstört kristallisierte Mineralien durch Oberflächeneinwirkungen wie Frost, Felsbruch, Erdrutsch und Lawinen wieder, wenn sie nicht vorher geborgen werden.
- Kristallisierte Mineralien aufzuspüren und zu bergen – das Mineraliensammeln – ist daher angewandter Naturschutz, wenn diese Tätigkeit sinnvoll und sachgemäß ausgeführt wird, was wir als selbstverständlich erachten
- Die Mineraliensammler tragen weder den sauren Regen, noch die Stickoxyde auf die Berge; sie zerstören auch keine Ökosysteme.
- Nicht nur Mozart allein, auch die Bergkristalle aus den Hohen Tauern, das Salz, die Epidote von der Knappenwand, das Tauerngold und die Smaragde aus dem Habachtal, haben das Land Salzburg in aller Welt mit berühmt gemacht.
- “Steinsuchen” berührt uns bis in unsere Seele hinein. Das geht soweit, dass der Begriff „Heimat“ im Land Salzburg, besonders in den Gebirgsgauen, sicher nicht definiert werden kann, ohne auch die Menschen zu nennen, die auf den Bergen nach Kristallen suchen.
Waren unser Bemühungen erfolgreich?
Wie schaut nun die Erfolgsbilanz unserer Bemühungen aus, haben wir uns doch über einen Zeitraum von mittlerweile 25 Jahre hindurch konsequent dafür eingesetzt, dass das erforderliche Bewusstsein für den wahren Wert des “Steinsuchens” in der Öffentlichkeit wieder entfacht wird.
- Seit mehr als zwei Jahrzehnten läuft bereits ein wissenschaftliches Projekt, im Rahmen dessen ca. 160 heimische Mineraliensammler unter bestimmten Auflagen auch in der Kernzone des Nationalparks Mineralien sammeln dürfen. Dieses Projekt wurde gerade erst im Jahr 2012 um weitere 5 Jahre verlängert. Gleiches gibt es in Kärnten und Tirol, den beiden anderen Nationalpark-Bundesländern, nicht.
- Die Wertschätzung gegenüber dem Steinsuchen wurde öffentlich bekundet. Fünf verdiente Vereinsfunktionäre und zwar Gerhard Fischer, Albert Strasser, Rudolf Buttinger, Erich Urbanek und Josef Papp, sowie Erwin Burgsteiner, für sein Buch “Kristallschätze – Mineraliensammler im Oberpinzgau” wurden im Jahr 2002 mit dem Kulturgüterpreis des Landes Salzburg ausgezeichnet. In der Begründung dazu heißt es unter anderem: “In teils jahrzehntelanger Arbeit haben die Mineraliensammler den Grundstock dafür gelegt, dass heute Wissenschafter und Museen, über international anerkannte Schausammlungen verfügen.”
- Gleichfalls im Jahr 2002 hat über unser Ersuchen der Landeshauptmann von Salzburg, Herr Dr. Franz Schausberger, zur Frage des Mineraliensammelns im Nationalpark schriftlich Stellung genommen. Er hat uns in einem Brief Folgendes mitgeteilt: “Das Mineraliensammeln besitzt im Land Salzburg eine große Tradition. Als Landeshauptmann von Salzburg liegt mir die Erhaltung unserer Tradition besonders am Herzen. So ist das Mineraliensammeln im gesamten Land Salzburg und bei den Leuten hoch anerkannt. Die internationale Anerkennung des Nationalparks wird deshalb auch keine weitere Einschränkung des Mineraliensammelns bewirken. So sollen die Mineraliensammlervereine weiter bestehen und dazu beitragen, dass die Menschen wissen, welche Schätze die Hohen Tauern beherbergen.” Ähnlich formulierten dies auch LH Dr. Wilfried Haslauer und LH Mag. Gabi Burgstaller während ihrer Besuche bei der Mineralien-INFO.
Insgesamt können wir auf eine positive Bilanz verweisen. Der Besucheransturm bei den Kristalltagen und bei der Mineralien-INFO zeigt uns, dass das Thema „Mineralien“ viele Leute interessiert, ebenso melden die Museen mit mineralogischem Schwerpunkt großes Besucherinteresse. Wichtig ist, dass sich junge Menschen für das Steinsuchen interessieren und sich auch in unserem Verein engagieren.
In diesem Sinne dürfen wir abschließend anmerken, dass wir uns natürlich über jedes neue Mitglied freuen, denn je stärker unser Verein ist, desto erfolgreicher können wir für den Erhalt des “Steinsuchens” in der Nationalparkregion und auch für alle sonstigen berechtigten Interessen der Mineraliensammler eintreten.
Der Vereinsvorstand
(Text: Josef Papp, Erwin Burgsteiner)